Freiwilligenarbeit: Engagieren, begegnen, erleben und nachhaltig handeln

26.10.2024

Seit mehr als 20 Jahren ist Jutta Mühlemann ein fester Bestandteil der Arbeitsgruppe Spielwaren, die sich jeden Freitagvormittag trifft. Mit ihrer langjährigen Erfahrung, ihrem sorgfältigen Blick für das Detail und ihrem engagierten Einsatz ist sie eine unverzichtbare Kraft im Team. Heute sprechen wir mit ihr über ihre Arbeit, ihre Erfahrungen und die Veränderungen, die sie in dieser Zeit miterlebt hat.

Das Interview führte Emel Abdija, Lernende Kauffrau EFZ bei der Frauenzentrale Zug.

Was hat dich dazu bewegt, dich für das Brocki zu engagieren und was hält deine Motivation langfristig aufrecht?

Eine Bekannte hat mich nach meiner Pensionierung gefragt, ob ich im Brocki arbeiten möchte. Ich dachte mir: «Warum nicht? Ich probiere es einfach aus«.

Schon bald hatte ich das Gefühl, mich in einer Art nie endendem Weihnachtszauber zu befinden. Jeden Tag kommen neue, verschiedenartige Spielwaren bei uns an, die wir sorgfältig kontrollieren, sortieren und ansprechend für den Verkauf präsentieren.

Mit grosser Freude schlendere ich auch sehr gerne durch die Verkaufsräume und betrachte all die neuen Artikel, die nur darauf warten, entdeckt und gekauft zu werden.

Jutta Mühlemann, wohnhaft in Zug

«Ich liebe es, umgeben von all den vielen Spielwaren zu sein.»

Was war im Laufe der Zeit deine grösste Herausforderung und wie bist du damit umgegangen?

Im Laufe der Zeit sind meine Enkelkinder älter geworden, weshalb ich Schwierigkeiten hatte, mich mit all den neuartigen Spielwaren zurechtzufinden.

Wenn ich unsicher bin, frage ich die Kinder, die im Brocki vorbeikommen. Ihre Erklärungen helfen mir dabei, herauszufinden, was gerade angesagt ist und welche Spielzeuge aktuell beliebt sind. So bleibe ich auf dem Laufenden.

Wie spiegelt die Arbeit im Brocki deine Werte in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung wider?

Nachhaltigkeit ist ein dringendes Thema, das in der Gesellschaft glücklicherweise zunehmend an Bedeutung gewinnt und immer mehr Menschen zu uns ins Brocki führt. 

Während früher vor allem Käuferinnen und Käufer mit geringerem Einkommen bei uns einkauften, interessieren sich heute viele bewusst für umweltfreundliche Alternativen. Der Trend zeigt ein wachsendes Interesse an Second-Hand-Produkten, was nicht nur Abfall reduziert, sondern auch wertvolle Ressourcen schont. Das Alter der Kundschaft spielt dabei keine Rolle – insbesondere junge Menschen erkennen zunehmend den Wert von nachhaltigen Entscheidungen.

«Dauer»-Weihnachtszauber im Brocki

Welche Erfahrungen hast du während deiner Freiwilligenarbeit gesammelt. Welche Lehren hast du daraus gezogen?

Ich habe gelernt, dass «Geschmäcker» sehr unterschiedlich sind. Oft neige ich dazu, einen Artikel zu kritisieren, nur weil er mir persönlich nicht gefällt. Dann denke ich: «Das wird doch niemand kaufen» und am nächsten Tag ist er schon verkauft! 

Diese Erfahrung hat mir gezeigt, offener für die Vorlieben anderer Menschen zu sein.

Wie siehst du die Rolle von Freiwilligenarbeit in Zukunft. Welche Veränderungen wünschst du dir für das Brocki?

Die Arbeit als Freiwillige im Brocki ist sehr bereichernd und bereitet mir sehr viel Freude. Ich schätze den Austausch mit den anderen Freiwilligen und ich lerne auch immer wieder neue Leute aus verschiedenen Ländern kennen. Ich sehe keinen Grund für eine Veränderung und wünsche mir, dass das Brocki weiterhin so bleibt wie es heute ist.

Im Laufe der Jahre habe ich die Entwicklung unseres Brockis hautnah miterlebt. Vor zwei Jahren sind wir an einen neuen Standort umgezogen. Mit dem Umzug sind wir auch gewachsen, was dazu geführt hat, dass es heute mehr Vorgaben gibt. Das finde ich grundsätzlich positiv und ist auch nicht zu umgehen. Dennoch vermisse ich manchmal die Freiheiten, die wir noch im alten Brocki hatten.

«Meine Arbeitskolleginnen Marie-Louise, Aicha und ich während einer Pause.»

Was würdest du jemandem raten, der darüber nachdenkt, sich im Brocki freiwillig zu engagieren?

Ich kann nur sagen: Man sollte es unbedingt ausprobieren! Die Erfahrungen und Begegnungen sind wertvoll und man trägt gleichzeitig zur Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung bei. 

Es ist eine wunderbare Möglichkeit, sich zu engagieren und neue Perspektiven zu gewinnen.

Liebe Jutta, vielen herzlichen Dank für das Interview!